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"Ich bringe Leben mit zu dir, dann gehen wir ein Stück gemeinsam."

Brunhilde Klougt, Annekathrin Wolf und Peter Herzhoff (v.l.n.r.) sind drei unserer ehrenamtlich Mitarbeitenden, die für die Jona Hospizbewegung Schwerkranke im Sterben und Angehörige bei ihrem Abschied begleiten. Im Interview sprechen sie über ihre Motivationen, Herausforderungen und ganz praktische Aspekte ihrer Arbeit.

Unheilbare Krankheit, Tod und Trauer sind Themen, mit denen sich niemand gerne auseinandersetzt. Denn sie machen uns häufig sprach- und auch hilflos: Schließlich ist das Sterben der letzte Weg, den jeder von uns gehen muss, ohne zu wissen, was „danach“ kommt.

Drei Ehrenamtliche im Interview

Inhalte der Ausbildung: Sprachlosigkeit überwinden, Nähe gestalten

Diese Sprachlosigkeit zu überwinden und miteinander Nähe zu gestalten, sind wichtige Bausteine der Ausbildung zum/r SterbebegleiterIn. Diese bietet die Jona Hospizbewegung regelmäßig an. Ein weiteres großes Thema ist die Selbstachtsamkeit. „Mitfühlen, aber nicht Mitleiden“, bringt es Peter Herzhoff auf den Punkt. Er ist seit über 15 Jahren ehrenamtlich für Jona im Einsatz. „Meine Schwester war auch in der Hospizarbeit aktiv, sie hat bei mir das Interesse geweckt. Nachdem ich einen Vortragsabend von Jona besucht hatte, war mir klar: Da möchte ich mitmachen.“

Auch Annekathrin Wolf ist durch eine Bekannte mit Jona in Kontakt gekommen. Sie fand die Hospizidee immer schon spannend, hatte aber Berührungsängste. Dass diese unbegründet waren, erfährt Frau Wolf in jeder Begleitung aufs Neue: „Als Ehrenamtliche werden wir herzlich und offen empfangen und im Zeitverlauf auch ein Stück weit familiär aufgenommen.“

Die Koordinatorin begleitet uns zum ersten gemeinsamen Termin

Dass dies möglich ist – darin sind sich alle drei einig – sei maßgeblich der Koordinatorin Frau Berthold zu verdanken. Ihr gelingt es, durch langjährige Erfahrung und große Empathie die Bedürfnisse des Sterbenden und dessen Angehörigen harmonisch auf die Person des Ehrenamtlichen abzustimmen. Sie besucht die neuen Klienten zunächst allein, erst im zweiten Termin kommt der Ehrenamtliche hinzu.

Trotzdem war Peter Herzhoff vor seiner ersten Sterbebegleitung sehr aufgeregt. „Ich war ehrlich gesagt in Panik. Ich dachte: Es muss doch allen klar sein, dass es jetzt ans Eingemachte geht – schließlich geht es ums Sterben, wenn ich komme.“, sagt er rückblickend amüsiert über sich selbst. „Ich hatte Angst vor der Welle an Trauer, die vielleicht über mich schwappt, aber das war unbegründet. Nach den ersten zehn Minuten waren meine Bedenken weggefegt.“

Gleiche Befürchtungen hatte Annekathrin Wolf. Was sie dagegen in ihren Begleitungen häufiger erfährt, sind Freude und Lachen „oft gerade auch mit Menschen, die einem so unähnlich sind, dass man sich im normalen Alltag wahrscheinlich nie kennengelernt hätte“.

Gemeinsam Zeit verbringen, den Blickwinkel verändern.

Wie die anderen verbringt sie die ein bis zwei Stunden, die sie pro Woche schenkt, mit Gesprächen, Gesellschaftsspielen, Zuhören und einfach da sein. Sie empfindet ihr Engagement gleichzeitig als Gewinn für sich selbst. Die erlebte gegenseitige Wertschätzung in jeder Begegnung gebe ihr neue Kraft und Motivation für die nächste Begleitung.

„Außerdem verändert man den Blick auf das eigene Leben, entwickelt mehr Dankbarkeit und Demut“, bestätigt Brunhilde Klougt. „Vertrauen und Nähe sind nicht nur schwer, sondern auch sehr schön.“ Frau Klougt kann auf langjährige Erfahrungen als Sterbebegleiterin zurückblicken. Den Anstoß für Ihre Arbeit als Ehrenamtliche gab die schwere Erkrankung einer Familienangehörigen vor mehr als 30 Jahren. „Ich war sehr dankbar für die intensive Zeit, die ich mit meiner Verwandten noch verbringen durfte. Ich habe daraus – und aus meinem Glauben – eine Kraft gezogen, die mich durch die Zeit der Trauer getragen hat.“ Weil sie diese Erfahrung mit anderen Menschen teilen möchte, ist sie seit der ersten Stunde Mitglied der Jona Hospizbewegung.

Peter Herzhoff ergänzt: „Bei den Begleitungen steht mein eigener Glaube nicht im Fokus, aber er ist auch meine Kraftquelle“. Für die Tätigkeit als SterbebegleiterIn sollte man sich offen auf Menschen einlassen können. Eine große Portion Einfühlungsvermögen und echtes Interesse an gelebtem Leben zu haben, seien wesentliche Kompetenzen. „Den Rest lernt man in der Ausbildung und beim Tun.“

Auch wir werden jederzeit begleitet - und bekommen die Zeit, die wir benötigen.

Im Grunde – so erzählen die drei – sei man mit der Ausbildung zum/r SterbebegleiterIn nie wirklich fertig: „Wir bilden uns ständig fort, durch die Arbeit, durch die Gruppentreffen, in denen wir unsere Erfahrungen mit anderen teilen. Natürlich anonymisiert. Bei Bedarf steht Frau Berthold jederzeit zum Gespräch und zur Supervision zur Verfügung“, so Herzhoff.

„Außerdem findet nach jeder Begleitung ein Abschlussgespräch statt – und jeder von uns bekommt vor der nächsten Begleitung die Zeit, die er braucht, um sich wieder zu sortieren.“ sagt Frau Klougt. „Wir haben auch jederzeit die Möglichkeit, eine Anfrage abzulehnen. In keinem anderen Ehrenamt habe ich eine größere Achtsamkeit und Wertschätzung erfahren."

"Es ist einfach toll, ein Teil der Hospizbewegung zu sein.“

Sie möchten mehr über die Ausbildung zum/r SterbebegleiterIn erfahren? Lesen Sie unseren Artikel dazu oder rufen Sie unsere Koordinatorin an. Sie beantwortet gern alle Ihre Fragen in einem persönlichen Gespräch.

Rufen Sie mich an
02181 / 70 64 58
Sabine Jäger-Hunecke
Koordinatorin